Erfahrenen Lehrpersonen bricht der Boden unter den Füssen weg; junge flüchten nach dem ersten Klassenzug in ein Studium; ältere wählen resigniert die Möglichkeit zur Frühpensionierung. Das alles habe ich mehrfach miterlebt.
Das Muster, wie die Institution «Schule» auf Krisen einzelner Lehrpersonen reagiert, hat sich dabei stets wiederholt: Lehrpersonen werden krankgeschrieben, fehlen monatelang im Schulalltag, erhalten Coaching und Antidepressiva. Die Betroffenen selber schämen sich für ihre «Schwäche» und ihr «Versagen»; die Kollegen und Kolleginnen sind ratlos, wie mit ihnen umzugehen sei, wenn sie denn überhaupt wieder am Arbeitsort erscheinen.
Dass es bei einer Lehrperson zu einem psychischen Einbruch kommt, hat viele Gründe, die sorgfältig zu eruieren sich in jedem Fall lohnt. Ziel einer Therapie muss auch sein, besser zu verstehen, weshalb die Institution Schule so viele Lehrpersonen überlastet: Was hat das mit mir und meiner Persönlichkeit zu tun? Was mit der Gesellschaft, die ja nicht nur die Lehrpersonen, sondern auch immer mehr Kinder für therapiebedürftig erklärt?
Im Prozess der Aufarbeitung wächst die Widerstandskraft und erwacht die Freude an der Arbeit mit Kindern wieder. Denn weder die Lehrpersonen noch die ihnen anvertrauten Kinder haben diese Schule so gemacht, wie sie heute ist, und offenkundig viel zu viele Kleine wie Grosse schädigt.